Erinnern wir uns zurück an eine Zeit, in der es noch kein Internet gab - wir warteten auf die neueste Ausgabe der Jugendzeitschriften, wo es die Rubrik "Freundschaften" bzw. "Brieffreundschaften" gab. Wenn wir jemand interessant fanden, griffen wir zu Stift und Papier und schrieben einen Brief oder eine Postkarte.
Quellen für eine Brieffreundschaft waren auch spezielle Videotext-Seiten, Agenturen oder Bekanntschaften von der letzten Urlaubsreise.
Wikipedia sagt: "Brieffreundschaft bezeichnet die persönliche, private und regelmäßige Korrespondenz von meistens zwei Personen über eine größere Entfernung durch den Austausch von Briefen
[...]." Klar, es können auch Postkarten sein. Später kamen Emails hinzu. Und heutzutage trifft man sich in Internetforen, Communities und den Sozialen Netzwerken um Kontakte für die Schreiberei
zu knüpfen.
Ist die Form der klassischen Brieffreundschaft ein Auslaufmodell? Wir denken nein - es gibt Liebhaber dieser Kommunikationsform, die sie nach wie vor gerne nutzen. Die Kontakte werden einfach mehr über das Internet angebahnt und später in den Sozialen Netzwerken vertieft. Die Suche eines Partners jedoch hat sich sicherlich komplett in die mittlerweile klssichen Singleportale und Chats verschoben.
Nicht zu vergessen, dass gerade für Kinder und Jugendliche das Pflegen einer Brieffreundschaft pädagogische Aspekte hat: Die eigene Sprache wird gefestigt, eine Fremdsprache ggfs. vertieft.
Ein Brief ist ein sinnliches Erlebnis: Er verlangt dem Schreibenden Gedanken ab, die motorisch auf Papier umgesetzt werden müssen. Man kann ihn beiseite legen und später inhaltlich vertiefen. Ein Brief hat einen Geruch. Man kann das Papier auch parfümieren. Ein Fotoabzug, ein paar Haare oder getrocknete und gepresste Botanikproben als Anschauungsmaterial lassen sich beilegen. Ein Brief oder eine Postkarte sorgen dafür, dass wir das Schreiben per Hand nicht verlernen.
Das Schreiben mit seiner Motorik, Denken und Lernen sind eng miteinander verknüpft. Deshalb eignet sich das Briefe schreiben nach wie vor zum Lernen von Sprachen. Der Austausch kann auch dem besseren Kennenlernen von Sitten und Gebräuchen dienen. Und nicht zuletzt: Es gibt weltweit viele hunderte Millionen Menschen, die sich gerne mit anderen Personen auf der Welt austauschen würden, aber keinen oder nur sporadischen Zugang zu modernen Medien haben. Für sie ist die Brieffreundschaft immer noch ein wichtiges Tor in die Welt.
Schreibende aus den entwickleten Staaten sollten hierbei aber an einen internationalen Rückantwortschein denken - oft können sich Menschen aus armen Ländern das Porto nicht leisten. So können sie Briefmarken erwerben.